Kaum ein anderes Buch der Heiligen Schrift ist so oft und mit so viel Aufwand von geistiger Kraft, freilich auch mit so weit auseinandergehenden Resultaten von den christlichen Theologen aller Jahrhunderte kommentiert worden wie der Brief des Heiligen Paulus an die Romer. Dass der Romerbrief den Scharfsinn der Theologen zur Untersuchung reizte, mehr als jede andere der heiligen Schriften, liegt in der gewaltigen Gedankenmacht, die in ihm beschlossen ruht. Die schwierigsten Probleme der christlichen Glaubenslehre wirft er auf, wie: Heilserlangung durch alttestamentliche Gesetzestreue und neutestamentlichen Glauben, das Verhaltnis von Sunde und Gesetz, Verdienst und Gnade, eigener Mitwirkung zum Heil und gottlicher Vorherbestimmung, die Dogmen von der Erbsunde und der Erlosung durch Christus, und handelt uber diese Fragen in oft recht verwickelten Gedankengangen.