Der Protrepticus ist, wie der deutsche Titel schon aussagt, eine Mahnrede an die Heiden Griechenlands, das Christentum anzunehmen. Darin demonstriert Clemens sein umfangreiches Wissen uber die heidnische Mythologie und Theologie. Das Werk ist vor allem wegen Clemens' Darstellung der Religion als anthropologisches Phanomen von Bedeutung. Nach einer kurzen philosophischen Diskussion erzahlt er die Geschichte der griechischen Religion in sieben Stufen. Clemens deutet an, dass die Menschen anfangs falschlicherweise die Sonne, den Mond und andere Himmelskorper fur Gottheiten hielten. Die nachste Entwicklungsstufe war die Verehrung der Produkte der Landwirtschaft, aus der seiner Meinung nach die Kulte der Demeter und des Dionysos hervorgingen. Dann verehrten die Menschen die Rache und vergotterten unter anderem die menschlichen Gefuhle der Liebe und der Angst. In der folgenden Phase versuchten die Dichter Hesiod und Homer, die Gottheiten aufzuzahlen; Hesiods Theogonie gibt die Zahl von zwolf an. Schlielich erreichten die Menschen ein Stadium, in dem sie andere, wie z. B. Asklepios und Herakles, als Gottheiten proklamierten. In Bezug auf den Gotzendienst behauptet Clemens, dass die Objekte der primitiven Religion ungeformtes Holz und Stein waren und Gotzen daher entstanden, als solche naturlichen Gegenstande geschnitzt wurden. In Anlehnung an Platon steht Clement allen Formen der bildenden Kunst kritisch gegenuber und meint, dass Kunstwerke nur Illusionen und "todliches Spielzeug" seien.