Antisemitismus hat viele Gesichter - und die meisten davon sind sehr freundlich. Doch auch die besten Manieren schutzen nicht davor, Unsinn zu glauben. Wie zum Beispiel, dass alle Juden groe Nasen hatten. Oder gut mit Geld umgehen konnten. Der Schweizer Schriftsteller Thomas Meyer wurde nie verprgelt, weil er Jude ist. Aber viele Male verspottet, beleidigt und mit irrwitzigen Behauptungen konfrontiert. Wie zum Beispiel, dass seine Nase typisch jdisch sei. Widersprach er, widersprach man ihm: Doch, doch, das sei eindeutig eine jdische Nase. Genau so shen die aus! Irgendwann hrte er auf zu diskutieren und begann, seine Erlebnisse mit dem alltglichen Antisemitismus aufzuschreiben. Entstanden ist ein kompakter Essay mit groer Wirkung. Die Alltglichkeit und die oft erschreckende Direktheit von Meyers antisemitischen Erlebnissen nimmt uns als Leserinnen und Leser voll in die Pflicht. Und Meyer schont auch sich selbst nicht, denn er geht seinen eigenen Ressentiments in diesem bewegenden Text ebenso auf den Grund. Meyers Essay ist ein radikal subjektiver Beitrag zur Antisemitismus-Debatte - ein dichtes Buch mit groer Sprengkraft. Und seine Nase ist ganz normal, brigens.
