Den Belangen der menschlichen Seele hat sich Ludwig Wittgenstein nahezu in seinem gesamten philosophischen Schaffen gewidmet - doch v.a. in seinen letzten Schriften verdichten sich seine Bemerkungen zu Problemen des Fremdseelischen, die sich in der Frage ausdrucken lassen, wie - und ob! - wir vom Seelenleben Anderer wissen konnen, wie wir also wissen konnen, was - und dass - Andere fuhlen, empfinden und denken. In diesem Buch wird Wittgensteins grammatischen Untersuchungen zum Fremdseelischen nachgespurt, d.h. der Art und Weise, wie wir uber das Seelenleben Anderer sprechen. Anders als in der traditionellen Philosophie nahert sich Wittgenstein dem Problem des Fremdseelischen nicht nur als einem erkenntnistheoretischen, sondern auch als einem praktischen Problem, das uns im Alltag begegnet, wenn Andere lugen oder sich verstellen oder wir sie nicht verstehen, weil sie uns aufgrund soziokultureller Umstande fremd sind. Die Betrachtung solch alltagspraktischer Falle zeigt, dass das Problem des Fremdseelischen fur Wittgenstein weniger ein Problem uber Andere, als vielmehr ein Problem mit Anderen darstellt.