Authentizitat ist ein schillernder Begriff, der in unterschiedlichen Kontexten sehr Unterschiedliches bedeuten kann, der in Fachdiskursen ebenso zu Hause ist wie in den Diskursen der Popularkultur oder in der Alltagssprache. Fur manche ist Authentizitat das Schlagwort der Stunde wahrend andere den Begriff kaum verwenden, ohne ihn zugleich zu problematisieren. Das gilt auch und gerade in den Bildmedien, in denen Authentizitat als Konzept immer wieder hinterfragt, umspielt, ebenso oft eingefordert wie verworfen wird. In seinem Buch zum authentischen Bild geht Wortmann von einem nicht-normativen, einen an Raum und Zeit gebundenen, konstruktivistischen Authentizitatsbegriff aus, den er in den Bilddiskursen verschiedener Epochen - von der Antike bis zur Gegenwart - aufspurt und im Hinblick auf seine Funktionsweisen untersucht. Selbst die grten Authentizittsverchter werden konstatieren mssen, dass Authentizitt ein Begriff mit Konjunkturen ist, ein Begriff wie ein Symptom, das in regelmigen Abstnden aus den Ablagefchern der Geschichte aufsteigt und durch Fachdiskurse und Feuilletons geistert - mal als emphatische Beschwrungsformel, mal als groes Lamento ber seinen Verlust, schlielich als Beschwerdefhrung darber, dass alle Welt von Authentizitt spreche, man das ganze Echtheits- und Authentizittsgerede aber als Zumutung empfinde. Zwanzig Jahre nach seiner Erstverffentlichung wurde das Buch in Teilen berarbeitet und um ein neu verfasstes Schlusskapitel zur Authentizitt nach der Fotografie ergnzt, das die Authentizittsdiskurse um das digitale Bild und um die Bilder der KI-Bildgeneratoren auf ihre Dynamiken und ihr Authentizittspotenzial hin untersucht.