Ein Pladoyer fur die Ethik des Erzahlens und das Denken in UtopienWie lasst sich von Gewalt erzahlen? Wie lasst sich von Erfahrungen erzahlen, die alle moralischen Erwartungen, was Menschen einander antun konnen, au er Kraft setzen? Mit welcher Behutsamkeit, welcher Diskretion und welcher Empathie muss nach einer Sprache gesucht werden im Kontext von Krieg und Gewalt? Carolin Emcke fragt nach der Ethik des Erzahlens trotz allem. Fur sie ist die Suche nach dem, was wahr ist, immer eine, die auch die eigene Rolle befragt. Wer uber Gewalt und Trauma schreibt, muss auch uber das schreiben, was als normativer Kern unangetastet bleibt: die menschliche Wurde. Wer schreiberisch uber das nachdenkt, was wahr ist, wer dabei vor allem uber Gewalt nachdenkt und wie sie Menschen versehrt, muss auch uber die Gewalt der Klimakrise sprechen: Welche Rolle spielt faktuales Erzahlen beim Erzahlen von Klimadiskursen? Fur Emcke muss sich die Suche nach der Wahrheit im Angesicht der Klimakatastrophe in verschiedene Richtungen aufmachen. Nach ruckwarts: Was ist geschehen und wer ist dafur verantwortlich? Aber auch nach vorwarts: Diese Suche nach der Wahrheit im Kontext der Klimakrise muss auch zeigen, was sein wird, sie muss Moglichkeitsraume offnen und kartographieren. "Was wahr ist" ist ein Pladoyer fur die Ethik des Erzahlens und das Denken in Utopien.